Noch bevor die Geschichte der Antikunst um das Kapitel Punk ergänzt wurde, lärmten die vier Schulfreunde aus Queens gegen die arrivierte Woodstock-Generation, die selbst Teil des Establishments geworden war, deren Musiker sich in immer bombastischeren Inszenierungen selbst um die Inhalte ihres Schaffens brachten. Genau in diese Wunde legten die Ramones den Finger, schleuderten ihrem Publikum ein stakkatohaftes „one, two, three, four“ entgegen – und ließen ihm zwischen den Songs nicht einmal Zeit zum Klatschen. Dabei trugen sie kaputte Jeans, ausgetretene Leinenturnschuhe, knappe Lederjacken und knappste T-Shirts, setzten sich Sonnenbrillen auf, kauten ständig Kaugummis und ließen sich mit ironischem Schmunzeln die Haare wachsen.
Ein Ramones-Bilderbuch des Managers Danny Fields
Die Ramones haben sich diesen ironischen Gestus immer bewahrt. Das zeigt auch ein neues Buch von Danny Fields. Es ist eine Art Bilderbuch über die Ramones, das der ehemalige Ramones-Manager nun zusammengestellt hat. Fields, 1941 in New York City geboren, ist eine der zentralen amerikanischen Punk-Figuren. Er war der Manager von MC5, von den Stooges oder auch von Jonathan Richman And The Modern Lovers. Zudem hat er als Publizist, Journalist und Label-Geschäftsführer gearbeitet.
Von Andy Warhol bis zum CBGB’s
Fields, der seine Karriere als technischer Assistent in Andy Warhols Factory begann und die Ramones 1974 zum ersten Mal während eines Sets im New Yorker Club „CBGBs“ erlebte, ist nicht nur ein interessantes Beispiel für die Bedeutung jüdischer Kulturschaffender für die Geschichte der Punkbewegung (nachzulesen etwa in Steven L Beebers Buch „Die Heebie-Jeebies im CBGB’s: Die jüdischen Wurzeln des Punk“), sondern er ist auch ein interessanter Fotograf, wie der jetzt erschienene Bildband vor Augen führt.
Die Ramones als Fotomodels
„My Ramones“ lautet der schlichte Titel des Fotobuchs über die Gruppe, deren Gründungsmitglieder inzwischen alle verstorben sind. Der Titel macht Sinn, denn auch wenn einige der Fotografien aus dem Buch weltbekannt geworden sind, so hat das Ganze auch etwas sehr Persönliches, sehr Direktes und Unverstelltes. Danny Fields erinnert sich: „Ich habe diese Bilder gemacht, wenn meine Arbeit als Manager getan war, also etwa dann, wenn es für die Musiker auf die Bühne ging. Und den Ramones gefielen meine Bilder. Sie mochten, dass es andere Bilder waren, als die, die den Musikzeitschriften zu sehen waren. Wir waren Amateure in zweierlei Hinsicht: ich als Fotograf und die Ramones als Fotomodels. Aber wir haben voneinander gelernt.“
Über 250 Fotos des Ramones-Punk-Augenblicks Mitte der 70er
Über 250 Fotografien – vor allem in Schwarzweiß – versammelt „My Ramones“, die allesamt in der Frühphase zwischen 1975 und 1977 bei Auftritten oder auch im Alltag, auf der Straße oder im Plattenladen entstanden sind. Begleitenden Kommentare und Erinnerungen sowie Augenzeugenberichte von etwa Michael Stipe erinnern an eine Band, deren Trumpf Einfachheit war: „Wir eliminierten alles, was uns am Rock’n’Roll nicht gefiel und nutzen den Rest“, erinnerte sich Johnny Ramone. „Bei uns gab es keine Blues-Einflüsse, keine Gitarrensoli, nichts, was einem Song im Weg stand. Unsere Songs entstanden aus der Tradition reinsten Rocks. Sie mussten schlicht sein. Weil unsere Fähigkeiten begrenzt waren, waren wir gezwungen, so einfach zu spielen.“
„Punk war kein Musikgenre, er war ein Augenblick“, hat der amerikanische Musikjournalist Greil Marcus einmal geschrieben. Wer die Ramones noch nicht für sich entdeckt hat, der nehme dieses Fotobuch zur Hand, blättere darin und höre das Debütalbum. In angemessener Lautstärke.
Text by Marc Peschke
Seitenanzahl: 176 Seiten
Sprache: Englisch
ISBN 978-1-909526-55-6
Art.Nr.: 9781909526556
Publisher: R|A|P Verlag, London
My Ramones
40,00 €
zzgl. Versandkosten
Als im Jahr 1995 das letzte Album der Ramones erschien, räsonierte „Die Welt“, die neuen Songs seien wenig originell, die Gruppe hätte die besten Tage hinter sich. Doch um nichts ging es den Ramones weniger als um Originalität. Die Idee, jahrzehntelang Stücke zu schreiben, die mit drei Akkorden auskommen, ist selbst wenig originell. Nichts anderes machte die Band aus New York aber seit 1974.
Noch bevor die Geschichte der Antikunst um das Kapitel Punk ergänzt wurde, lärmten die vier Schulfreunde aus Queens gegen die arrivierte Woodstock-Generation, die selbst Teil des Establishments geworden war, deren Musiker sich in immer bombastischeren Inszenierungen selbst um die Inhalte ihres Schaffens brachten. Genau in diese Wunde legten die Ramones den Finger, schleuderten ihrem Publikum ein stakkatohaftes „one, two, three, four“ entgegen – und ließen ihm zwischen den Songs nicht einmal Zeit zum Klatschen. Dabei trugen sie kaputte Jeans, ausgetretene Leinenturnschuhe, knappe Lederjacken und knappste T-Shirts, setzten sich Sonnenbrillen auf, kauten ständig Kaugummis und ließen sich mit ironischem Schmunzeln die Haare wachsen.
Ein Ramones-Bilderbuch des Managers Danny Fields
Die Ramones haben sich diesen ironischen Gestus immer bewahrt. Das zeigt auch ein neues Buch von Danny Fields. Es ist eine Art Bilderbuch über die Ramones, das der ehemalige Ramones-Manager nun zusammengestellt hat. Fields, 1941 in New York City geboren, ist eine der zentralen amerikanischen Punk-Figuren. Er war der Manager von MC5, von den Stooges oder auch von Jonathan Richman And The Modern Lovers. Zudem hat er als Publizist, Journalist und Label-Geschäftsführer gearbeitet.
Von Andy Warhol bis zum CBGB’s
Fields, der seine Karriere als technischer Assistent in Andy Warhols Factory begann und die Ramones 1974 zum ersten Mal während eines Sets im New Yorker Club „CBGBs“ erlebte, ist nicht nur ein interessantes Beispiel für die Bedeutung jüdischer Kulturschaffender für die Geschichte der Punkbewegung (nachzulesen etwa in Steven L Beebers Buch „Die Heebie-Jeebies im CBGB’s: Die jüdischen Wurzeln des Punk“), sondern er ist auch ein interessanter Fotograf, wie der jetzt erschienene Bildband vor Augen führt.
Die Ramones als Fotomodels
„My Ramones“ lautet der schlichte Titel des Fotobuchs über die Gruppe, deren Gründungsmitglieder inzwischen alle verstorben sind. Der Titel macht Sinn, denn auch wenn einige der Fotografien aus dem Buch weltbekannt geworden sind, so hat das Ganze auch etwas sehr Persönliches, sehr Direktes und Unverstelltes. Danny Fields erinnert sich: „Ich habe diese Bilder gemacht, wenn meine Arbeit als Manager getan war, also etwa dann, wenn es für die Musiker auf die Bühne ging. Und den Ramones gefielen meine Bilder. Sie mochten, dass es andere Bilder waren, als die, die den Musikzeitschriften zu sehen waren. Wir waren Amateure in zweierlei Hinsicht: ich als Fotograf und die Ramones als Fotomodels. Aber wir haben voneinander gelernt.“
Über 250 Fotos des Ramones-Punk-Augenblicks Mitte der 70er
Über 250 Fotografien – vor allem in Schwarzweiß – versammelt „My Ramones“, die allesamt in der Frühphase zwischen 1975 und 1977 bei Auftritten oder auch im Alltag, auf der Straße oder im Plattenladen entstanden sind. Begleitenden Kommentare und Erinnerungen sowie Augenzeugenberichte von etwa Michael Stipe erinnern an eine Band, deren Trumpf Einfachheit war: „Wir eliminierten alles, was uns am Rock’n’Roll nicht gefiel und nutzen den Rest“, erinnerte sich Johnny Ramone. „Bei uns gab es keine Blues-Einflüsse, keine Gitarrensoli, nichts, was einem Song im Weg stand. Unsere Songs entstanden aus der Tradition reinsten Rocks. Sie mussten schlicht sein. Weil unsere Fähigkeiten begrenzt waren, waren wir gezwungen, so einfach zu spielen.“
„Punk war kein Musikgenre, er war ein Augenblick“, hat der amerikanische Musikjournalist Greil Marcus einmal geschrieben. Wer die Ramones noch nicht für sich entdeckt hat, der nehme dieses Fotobuch zur Hand, blättere darin und höre das Debütalbum. In angemessener Lautstärke.
Text by Marc Peschke
Seitenanzahl: 176 Seiten
Sprache: Englisch
ISBN 978-1-909526-55-6
Art.Nr.: 9781909526556
Publisher: R|A|P Verlag, London